Der Pocketfilmschneider


Einleitung


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Wer braucht einen Pocketfilmschneider und warum?

Grundsätzlich jeder der auch in Zukunft mit einer Pocketkamera fotografieren will. Grund dafür sind die immer rarer werdenden brauchbaren Pocketfilme. Diese werden meines Wissens nur noch von zwei Firmen hergestellt. Fuji hat den "Fuji Superia 200 110/24" im Sortiment und von Solaris gibt es den "Ferrania FG 200 110/24". Beides Farbfilme, das wars dann aber auch schon. Kaufen kann man den Fuji bei Foto Brenner und den Solaris bei Foto Impex. Bei ebay gibt es oft auch noch Fuji Filme. Wie lange man die Filme jedoch noch bekommt ist fraglich. Wer sich Schwarzweiß- oder Diafilme wünscht kommt ums selbst schneiden gar nicht rum. Diese Filmtypen gibt es schon lange nicht mehr.

Mit der Entwicklung sieht es auch nicht besser aus. PixelNet entwickelt als eine unter wenigen Firmen noch Pocketfilme. (Entwicklung je Film 2,80 € , Abzug 10x13 cm 0,25 €)

Was tun?

Die Alternative dazu sieht so aus: einige Pocketfilme kaufen um an die Kassetten ran zu kommen. Manchmal sind bei ebay bei 0815-Pocketfilmkameras noch Kassetten dabei, mit uraltem Film, das macht aber nichts. Kassette öffnen, den alten Film raus und als "Maßband" aufheben. Neuen Film schneiden. In die Kassette fummeln. Fotografieren. Film selbst entwickeln. Negative scannen. Abzüge vom Scan bestellen.

Für welche Kameras eignen sich nachgefüllte Kassetten?

Zum Glück für die meisten Kameras bei denen sich der Aufwand lohnt. Dazu gehören prinzipiell alle Kameras die keinen perforierten Film zum Spannen des Verschluss brauchen. Bekannt sind mir folgende Modelle: Pentax Auto 110, Rollei A110 und E110, Minolta Zoom SLRs. Welche Kameras sonst noch geeignet sind weiß ich leider nicht.

Grundlegendes


Im Internet gibt es diverse Quellen mit englischsprachigen Bauanleitungen für "filmslitter". Dabei lassen sich zwei prinzipielle Ansätze unterscheiden. Entweder zieht man den Film durch den Filmschneider oder man fährt mit dem Filmschneider auf einer Art Schiene über den Film. Ich habe mich für die Durchziehvariante entschieden, schon allein aus Platzgründen. Die Argumentation, dass der Flachbettschneider angeblich weniger Kratzer macht, konnte ich nicht wirklich nachvollziehen. Hier kommt nun meine eigene Bauanleitung die natürlich von den Ideen anderer beeinflußt wurde. Man erfindet das Rad ja ungern zweimal.

Die Idee und die benötigten Teile


Abb. 1: Stückliste

Abb. 2: Holzteile

Abb. 3: Sonstige Teile

Meine grundsätzliche Idee war den Filmschneider möglichst einfach und preiswert zu bauen. Erste Frage: Welches Material? In anderen Anleitungen wird Plexiglas empfohlen. Nach einem Fehlversuch kann ich davor nur warnen. Das Zeug schmilzt beim Bohren und beim Sägen. Der Bohrer "verläuft" erst und bleibt dann im flüssigen Plastik stecken, ... ein Drama!

Ich habe mich im zweiten Anlauf für Holz entschieden. Als Klingen habe ich handelsübliche Rasierklingen verwendet. In Abb. 2 sind alle benötigten Holzteile aufgezeichnet, die Zeichnungen sind nicht (!) maßstäblich. Ich habe die Teile im Baumarkt aus diversen verschiedenen Holzarten zuschneiden lassen, wichtig ist dabei nur die Dicke. Gekostet haben die "Holzreste" in Summe 0,50 €. Wichtig ist dabei, dass man die Teile so zusägen läßt wie in der Stückliste (Abb. 1) angegeben. Hierbei ist berücksichtigt, dass die Längen bei denen es auf einen möglichst akuraten Zuschnitt ankommt bereits fertig sind. Es handelt sich dabei um die 50mm Kanten der Teile C und D. Sie bilden als Fläche die Auflage auf der der Film durchgezogen wird.

Um Kratzer und Staub so gut wie möglich zu vermeiden habe ich die Filmebene und die Andrückplatte (Abb. 2, Teil B) mit einem Streifen eines Mikrofasertuchs beklebt. Ein antistatisches Material wäre sicher noch besser gewesen. Der Zuschnitt sollte wie in Abb. 3 erfolgen.

Bisher ist alles noch sehr unübersichtlich, kommt alles noch, keine Angst! Sind die Teile zugeschnitten, kann man sie bereits provisorisch in der Reihenfolge ACDCA unten bündig anordnen und von oben Teil B drauflegen, dann hat man die Form des Filmschneiders bereits in den Händen. Weiter gehts zum Bohren.

Das Bohren


Abb. 4: Bohrmuster

In Abb. 4 sieht man das Bohrmuster. Ordnet man die Löcher so an, passt die Rasierklinge exakt zu den Löchern. Natürlich am besten erst mal die Löcher anzeichnen und dann die Rasierklinge drauflegen um zu schauen ob das Ganze so passt.
Die Bemaßung bezieht sich auf ein Seitenteil des Filmschneiders (Abb. 2, Teil A). Die Rasierklinge wird diagonal eingebaut und muss ca. 3mm über die Oberkante der Teile C und D rausschauen, damit der Film auch geschnitten wird (siehe Abb. 5).

Wer wie ich keine Standbohrmaschine hat ist am besten beraten die Teile mit einer oder mehreren Schraubzwingen in der richtigen Reihenfolge aufeinander zu fixieren und dann das Ganze Paket zu bohren. Alle Löcher mit einem kleinen Bohrer vorbohren, dabei versuchen die Löcher möglichst senkrecht zu bohren, sonst rutscht die zweite Klinge zu weit nach unten.

Das war dann schon fast alles, weiter geht es mit der Montage.

Die Montage


Abb. 5: Zusammenbau

Die Montage ist denkbar einfach, alle Teile inklusive der Rasierklingen wie in Abb. 5 dargestellt auf die Schrauben (siehe Stückliste Abb. 1) fädeln, fertig? Noch nicht ganz!

Die Anpressplatte muss noch mit Aussparungen versehen werden, die zu den Klingen passen. Am besten sanft auf den fertigen Filmschneider legen und entsprechend der Abrücke einen Schlitz in die Anpressplatte sägen. Dazu zunächst am Anfang und am Ende der Schlitze kleine Löcher bohren und mit der Laubsäge aussägen, oder mit Schnitzwerkzeug das Holz einkerben.

Alle Kanten wenn nötig etwas abschmirgeln und nun noch mit ein wenig (!) Alleskleber die Mikrofasertuchstreifen ankleben. Den kurzen Streifen auf die Schneidfläche, so, dass etwa ein Zentimeter hinten und vorne über die Kante nach unten geklebt werden kann. Den langen Streifen einmal um die Anpressplatte kleben. Das wars!


Links zu alternativen Bauanleitungen.