360° und mehr


Erster Schritt zur Aufnahme eines 360° Lochkamerafotos ist natürlich das Entwerfen einer Kamera. Dazu habe ich mehrere Versuche gemacht. Eine der erfolgreicheren Ideen: eine Kamera mit mehreren Löchern und einzelnen Kammern um 4 Fotos aufzunehmen. Dabei ergaben sich, wie schon in der Skizze ersichtlich, einige Probleme. Die Fotos sind jeweils seitenverkehrt und es ergeben sich zwar 4 Fotos die die 360° abdecken, jedoch kein volles Panorama. Es entstehen also Einzelbilder. Auch eine Überlagerung der Fotos mehrerer Löcher schließt sich durch die gespiegelte Abbildung aus.

Den entscheidenden Hinweis habe ich auf Alfred Klomps Homepage gefunden, er bastelt dort eine 360° Kamera mit Linse. Das Prinzip läßt sich kurz so beschreiben: Die Kamera (und damit das Loch) wird gedreht. Die Spule auf die der Film gespult wird ist fest auf dem Stativ montiert. Sie zieht somit den Film (rote Pfeile) aus der Patrone und sorgt für den Filmtransport. Der Film bewegt sich hinter dem Loch in die der Kamerabewegung entgegengesetzte Richtung. Wichtig ist hierbei, dass der Drehpunkt (Mittelpunkt der Auffangspule) exakt auf das Loch ausgerichtet ist. Sonst ergeben sich Verschiebungen während der Aufnahme und es entstehen nur verschwommene Bilder.

Aus dem Aufnahmewinkel (hellblauer Bereich) und der Abbildungsbreite auf dem Film (grün) ergibt sich die Länge des Films, der bei einer Umdrehung transportiert werden muss. Diese Länge bestimmt den Durchmesser der Auffangspule. So ergibt sich bei meiner Kamera bei einem Öffnungswinkel von 90° und einer Abbildungsbreite von 36mm eine Gesammtlänge von 144mm und damit ein Durchmesser von ca. 46mm (Umfang = pi * Durchmesser)

Nach meinem Wissensstand ist dies die einzige wirklich funktionierende Methode um Fotos, solange der Film reicht, zu machen. Mit meiner Lochkamera ist es möglich auf einen 36er Film, zieht man den Anfang und das Ende des Filmes ab, ca. 2900° aufzunehmen, also 8 Umdrehungen.

Einziges Problem der Geschichte: die Aufnahme selbst. Ist das Loch geöffnet muss man sehr langsam drehen, da die Belichtungszeiten ja doch recht lang sind. Um dies wirklich gleichmäßig hinzubekommen, muss man einen langen Hebel hinten an die Kamera montieren. Andere Möglichkeit ist, sich den Schwarzschildeffekt des Films zu Nutze zu machen ("die Belichtung eines Filmes ist nich proportional zur Aufnahmedauer, im ersten Moment ist der Film am empfindlichsten") und die Kamera immer etwa 45° weit zu drehen. An den bereits belichteten Stellen tut sich nicht mehr viel und an den neu belichteten Stellen steht das Bild ruhig. Damit ist das Foto am Ende nicht so stark verwackelt, wie bei einer schlechten kontinuierlichen Drehung. Es bilden sich auch nur kaum sichtbare Streifen mit unterschiedlich stark belichteten Fotostücken.

Auf jeden Fall sind die Aufnahmen mit der 360° Kamera immer wieder ein besonderes Experiment ;o) Sollten noch Fragen offen sein, einfach per mail nachfragen!